Ein Blick in die Welt der Bots

Yves Zumbühl
4 min readNov 17, 2020

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Das Zuhause der Bots — Bild von Taylor Vick

Schon heute finden sich Bots in einer Vielzahl von Anwendungen. Sie werden genutzt, um die elektrischen Geräte im Eigenheim zu steuern[1], First-Level Kundensupport zu geben[2] und um in sozialen Medien die Meinungen zu beeinflussen.[3] Dabei nehmen sie viele Formen an. Man findet sie in Lautsprechern, als Chatfenster auf Webseiten und als Profile in sozialen Medien.

Security Insider definiert Bots dabei wie folgt: «Ein Bot ist ein Computerprogramm, das selbstständig ohne Mitwirkung eines Anwenders Aufgaben automatisiert erledigt.»[4] Der Begriff stammt aus dem Englischen und wird von «Robot» abgeleitet. Gruenderszene.de findet dafür die Übersetzung — Softwareroboter.[5]

Sie finden Anklang in etablierten Unternehmen wie T-Mobile, wo sie Aufgaben wie die Beratung bei einem Smartphone Kauf übernehmen.[6] Sie erschliessen aber auch neue Geschäftsmodelle, denn im Gegensatz zu konventionellen Apps ist die Kommunikation viel natürlicher und passiert auf einer emotionalen Ebene.

Der französisch-sprachige Chatbot Jam hilft zum Beispiel bei der Apartmentsuche.[7] Ein bis zwei Wochen nachdem man sich ein Apartment angesehen hat, fragt Jam nach, wie der Besuch war. Falls eine positive Rückmeldung gegeben wird, empfiehlt der Bot einen Zügelservice oder Restaurants in der Nähe.

Doch wie bei jeder Technologie, hängt das Wirken von den Intentionen des Machers ab. Der Vorteil des einen ist oft der Nachteil des anderen.

Die Politik ist ein Paradebeispiel eines solchen Nullsummenspiels. Der Wahlsieg einer Partei geht auf die Kosten der anderen. In den letzten Jahren haben Bots bei Wahlkämpfen eine wichtige Rolle bei der Meinungsbildung eingenommen.[8] Da es dabei um viel Geld und Macht geht, wird ihr Einfluss genau untersucht. So schreibt Twitter in einer Analyse zum US-Wahlkampf 2016, dass über 600'000 amerikanische Accounts mit Posts von russischen Konten interagiert haben, viele davon Bots.[9]

Protest in Deutschland — Bild von Markus Spiske

Ähnliches passierte auch 2017 im Vorfeld der Parlamentswahlen in Grossbritannien. Dort wurde auf Tinder politische Meinungsmache betrieben.[10] Es wird davon ausgegangen, dass der Einsatz von Bots zum Gewinn von entscheidenden Sitzen im Parlament führte.

Damit Manipulationen besser erkannt werden können, untersuchen sowohl soziale Netzwerke als auch unabhängige Forschungseinrichtungen, was sich auf den Netzwerken abspielt. Die Analyse wird aber zunehmend schwieriger, da Bots sich immer intelligenter zu tarnen wissen.

Ein gutes Beispiel für die wachsende Intelligenz ist GPT-3, ein Deep Learning Algorithmus, zur Generierung von menschenähnlichen Texten. [11]

Dieser funktioniert so gut, dass ganze Blogs mit dem generierten Text gefüllt werden können, ohne das uns Menschen auffällt, dass dieser maschinengeneriert ist.[12] Das lässt Zweifel aufkommen, wie stark wir darauf vertrauen können, mit echten Personen zu interagieren.

Nutzer der Plattformen sind sich mehrheitlich der Präsenz der Bots bewusst. Das kann aber auch zum Problem werden, denn mitunter werden echte Bewegungen als unecht eingeordnet.[13]

Viele Artikel zeichnen ein düsteres Bild und warnen vor einer Zukunft, in welcher der Diskurs von Bots geprägt wird.[14] Diese Sorgen sind berechtigt und es ist wichtig, dass wir diese ernstnehmen. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, welche Chancen die Technologie bietet. So zum Beispiel in Themen wie der psychischen Gesundheit, wo Studien bereits heute den positiven Effekt von Mental-Health-Chatbots aufzeigen. [15]

Da der Zugang zu psychiatrischer Hilfe nicht überall gegeben ist und die Intelligenz solcher Systeme in Zukunft besser wird, ist das Potential der Bots enorm.

Wichtig ist, dass wir heute die richtigen Grundsteine zur sinnvollen Nutzung der Technologie legen und damit Anwendungen, wie Mental-Health-Bots fördern. Dabei müssen wir uns bewusst sein, was es bedeutet, den Bots mehr Menschlichkeit zu geben.

Denn damit verleihen wir ihnen Macht über uns und verlieren die Kontrolle zu unterscheiden, was Bot und was menschlich ist.

So bleibt am Schluss die Frage, ob es nicht besser wäre Bots Bot sein zu lassen und dem Menschen das menschliche zu überlassen.

[1] „Siri“, Apple, zugegriffen 10. November 2020, https://www.apple.com/siri/.

[2] „GUURU — Kundendienst. Automatisiert und mit Human Touch.“, zugegriffen 10. November 2020, https://www.guuru.com/de/.

[3] Adrian Lobe, „Bots für Trump: Erzwitschere dir deine Wahl!“, FAZ.NET, zugegriffen 10. November 2020, https://www.faz.net/1.4455894.

[4] „Was ist ein Bot?“, zugegriffen 10. November 2020, https://www.security-insider.de/was-ist-ein-bot-a-893606/.

[5] „Bot“, Gründerszene Magazin, 1. Januar 2019, https://www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/bot.

[6] „Chatfuel“, zugegriffen 12. November 2020, https://chatfuel.com/.

[7] „Jam Business“, zugegriffen 12. November 2020, https://business.hellojam.fr/.

[8] Lobe, „Bots für Trump“.

[9] „Update on Twitter’s Review of the 2016 US Election“, zugegriffen 10. November 2020, https://blog.twitter.com/en_us/topics/company/2018/2016-election-update.html.

[10] Anna Gross, „Political Campaigners Use Tinder Bots to Charm Young Voters“, 1. März 2019, https://www.ft.com/content/49f19c76-3375-11e9-bd3a-8b2a211d90d5.

[11] „OpenAI API“, OpenAI, 11. Juni 2020, https://openai.com/blog/openai-api/.

[12] „A College Kid Created a Fake, AI-Generated Blog. It Reached #1 on Hacker News.“, MIT Technology Review, zugegriffen 13. November 2020, https://www.technologyreview.com/2020/08/14/1006780/ai-gpt-3-fake-blog-reached-top-of-hacker-news/.

[13] Elyse Samuels und Monica Akhtar, „Analysis | Are ‘Bots’ Manipulating the 2020 Conversation? Here’s What’s Changed since 2016.“, Washington Post, zugegriffen 12. November 2020, https://www.washingtonpost.com/politics/2019/11/20/are-bots-manipulating-conversation-heres-whats-changed-since/.

[14] Bruce Schneier, „Bots Are Destroying Political Discourse As We Know It“, The Atlantic, 7. Januar 2020, https://www.theatlantic.com/technology/archive/2020/01/future-politics-bots-drowning-out-humans/604489/.

[15] Becky Inkster, Shubhankar Sarda, und Vinod Subramanian, „An Empathy-Driven, Conversational Artificial Intelligence Agent (Wysa) for Digital Mental Well-Being: Real-World Data Evaluation Mixed-Methods Study“, JMIR MHealth and UHealth 6, Nr. 11 (2018): e12106, https://doi.org/10.2196/12106.

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